21.11.2023 - Gedenkstättenfahrt „Gegen das Vergessen“ nach Auschwitz-Birkenau in Polen
Anfang November machten sich insgesamt 26 Auszubildende aus dem Raum Augsburg, Dillingen und Donau-Ries sowie aus Berlin und Brandenburg gemeinsam auf den Weg, um an einer knapp einwöchigen Studienreise nach Auschwitz in Polen teilzunehmen. Auch von unserer Schule sind drei angehende Industriekauffrauen und ein IT-Systemelektroniker von ihren Ausbildungsbetrieben freigestellt worden, um bei dieser intensiven Fahrt dabei sein zu können. Pädagogisch begleitet wurde die Reise von unseren Lehrkräften Annika Maas und Christian Steurer sowie von Eva Horner, Konrektorin an der Grund- und Mittelschule am Aschberg in Weisingen.
Mit dem Zug ging unsere Reise von Augsburg über Wien nach Tychy, wo wir dann von einem Bus weiter nach Oświęcim (Auschwitz) gebracht worden sind. Im Hotel Olimpijski wurden wir fünf Tage und Nächte stets freundlich empfangen und mit guter polnischer Küche versorgt.
Schwerpunkt der Reise war es zum einen, das einstige jüdische Leben in Auschwitz und Krakau durch geführte Stadtrundgänge näher kennenzulernen. So lebten vor dem zweiten Weltkrieg ca. 8.000 Juden im kleinen Oświęcim, was mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachte. Juden und Christen pflegten damals ein harmonisches Miteinander. Noch heute kann man im Zentrum von Oświęcim die bestens erhaltene Chevra Lomdei Mishnayot Synagoge bewundern, die zum jüdischen Museum gehört und an die sich das einladende Café Bergson mit selbstgebackenen Kuchen und Kaffee direkt anschließt. Auch in Krakau durften wir das wunderschöne jüdische Viertel mit seinen Synagogen und kulturellen Besonderheiten bewundern, welches erfreulicherweise wieder mehr und mehr zum Leben erwacht. Ein besonderes Highlight stellte hier das Abendessen im jüdischen Restaurant „Klezmerhois“ dar, welches wir während eines Klezmer-Konzerts (traditionelle jüdische Musik) gemeinsam genießen konnten.
Ein weiterer wichtiger Teil der Studienreise hatte die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Holocaust und seinen Folgen, insbesondere durch den Besuch der ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz I (Stammlager) und Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) zum Ziel. So durften wir an zwei Tagen tiefgreifende Einblicke in das unvorstellbar grauenvolle und menschenunwürdige Leben der damaligen Häftlinge in Auschwitz erhalten. Durch ausführliche biographische Erzählungen der Guides und den gleichzeitig bildhaften Darstellungen in vielfältigen Ausstellungen haben wir uns ein Bild davon machen können, welch unerträgliches Leid Menschen (nein Bestien) anderen Menschen zufügen konnten. Insgesamt sind in Auschwitz 1,1 Millionen Menschen durch die Nationalsozialisten zu Tode gekommen. Die meisten von ihnen waren Juden, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte und politische Häftlinge. Das, was wir hier gehört und gesehen haben, hat uns emotional tief getroffen. Aber eines haben wir durch unsere kompetenten Guides abschließend mit auf den Weg bekommen: „Sie sind hier an diesen Ort gekommen, um dazu beizutragen, dass das Geschehene niemals in Vergessenheit gerät!“. Und das sehen wir als unseren Auftrag!
Am letzten Abend vor unserer Abreise war es uns ein wichtiges Anliegen, der Opfer des Holocausts in einer eigens gestalteten Zeremonie in Oświęcim, zusammen mit deutschen Reisenden, die wegen einer Begegnungsfahrt in Zusammenhang mit der Städtepartnerschaft zwischen dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf von Berlin in Tychy übernachteten, zu gedenken. Die Teilnehmenden hatten sich hierfür bereits im Vorfeld passende Texte, Fürbitten und Lieder ausgesucht und in einem würdigen Rahmen vorgetragen.
Obwohl diese Fahrt für alle Beteiligten emotional sehr berührend war, sind wir dankbar für diese Möglichkeit. Aus diesem Grund möchten wir an dieser Stelle denjenigen unseren ausdrücklichen Dank aussprechen, mit deren Unterstützung diese Fahrt erst möglich wurde:
beim Partnerschaftsverein Lauingen (Donau) e.V. und seinem stv. Vorsitzenden Hubert Götz
beim Marzahn-Hellersdorfer Städtepartnerschaftsverein und seiner Vorsitzenden Kerstin Rocktäschel
bei unseren Ausbildungsbetrieben und unserer Schulleiterin Karin Landgraf für die Freistellung von Schülern und Lehrkräften
beim BMBF und der IBB gGmbH für die Förderung im Rahmen des Bundesprojekts „Jugend erinnert“ zur Förderung von Gedenkstättenfahrten
Aber auch den jungen Auszubildenden möchten wir für ihre offene und sehr reflektierte Art und Weise danken, denn ohne diese jungen Menschen wäre ein „Gegen das Vergessen“ nicht möglich!
Annika Maas